1977 | Abitur |
1977-1978 | Wehrdienst |
1977-1999 | Mitglied des Kreistags im Main-Taunus-Kreis |
1979-1982 | Studium der Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main |
1982 | Erstes juristisches Staatsexamen |
1983-1987 | stellvertretender JU-Bundesvorsitzender |
1985 | Zweites juristisches Staatsexamen |
1985-1999 | selbstständiger Rechtsanwalt |
1987-2010 | Mitglied des Hessischen Landtags |
1989-1997 | Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag des Main-Taunus-Kreises |
1990-1991 und 1993-1999 | Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion |
1998-2010 | CDU-Landesvorsitzender Hessen, seitdem Ehrenvorsitzender |
1999-2010 | Ministerpräsident von Hessen |
2006-2010 | stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender |
2011–2014 | Vorstandsvorsitzender der Bilfinger SE |
2011–2016 | Aufsichtsratsvorsitzender der UBS Deutschland AG |
seit 2015 | Mitglied im Aufsichtsrat der Vodafone Deutschland GmbH |
Seit 2020 | Vorsitzender Ludwig-Erhard-Stiftung |
Roland Koch ist in fast allen von ihm erreichten politischen Ämtern und Positionen der jüngste. Als Vertreter einer „klaren Kante“, aber auch als brillanter Rhetoriker und innovativer Wirtschaftspolitiker fasziniert und zugleich polarisiert der Hessische Ministerpräsident von 1999 bis 2010 die Öffentlichkeit so stark wie kaum ein anderer Politiker.
Roland Koch wird in ein politisches Elternhaus hineingeboren. Sein Vater Karl-Heinz, Rechtsanwalt und Notar, ist von 1970 bis 1987 Mitglied des Hessischen Landtages. 1987 bis 1991 gehört Karl-Heinz Koch als Justizminister unter Ministerpräsident Walter Wallmann der ersten christdemokratischen Landesregierung in Hessen an.
Nach dem Abitur 1977 und dem Grundwehrdienst beginnt Roland Koch 1979 an der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität ein Studium der Rechtswissenschaften, das er 1982 mit dem ersten juristischen Staatsexamen beendet. Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen 1985 und seiner Zulassung als Rechtsanwalt gründet Koch in Eschborn eine Anwaltskanzlei mit den Schwerpunkten Wirtschafts- und Wettbewerbsrecht, in die 1991 auch sein Vater nach dem Ende seiner Amtszeit als Justizminister eintritt. Den Anwaltsberuf übt Roland Koch bis 1999 aus.
Geprägt von seinem politischen Elternhaus – „Ich habe manches schon am Frühstückstisch erfahren, was andere erst mühsam lernen mussten“ (Koch im Gespräch mit „Die Welt“ am 21. Juli 1997) – gründet der Gymnasiast bereits im Alter von 14 Jahren eine Ortsgruppe der Jungen Union in seiner Heimatstadt Eschborn. Wie sein Vater engagiert sich Koch Junior in der Kommunalpolitik und absolviert die klassische „Ochsentour“: 1977 wird er Mitglied der Eschborner Stadtverordnetenversammlung, im gleichen Jahr zieht er in den Kreistag des Main-Taunus-Kreises ein. Hier ist er von 1989 bis 1997 Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. Der CDU-Kreisverband Main-Taunus wählt den erst 21-jährigen Studenten 1979 zu seinem Vorsitzenden – und damit zum jüngsten Vorsitzenden eines Kreisverbandes überhaupt.
Schon zu Beginn seiner politischen Karriere zählt der ehrgeizige Koch zu den „jungen Wilden“ in der Partei. Systematisch bemüht er sich um den Aufbau innerparteilicher Netzwerke. So gehört er seit der Gründung 1979 zum sagenumwobenen „Andenpakt“, einer informellen Interessengruppe damals aufstrebender CDU-Politiker, zu der unter anderen auch Volker Bouffier und Franz Josef Jung gezählt werden. 1983 bis 1987 ist er stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Union. 1987 kandidiert er erstmals für den Hessischen Landtag, dem er bis 2010 angehören wird. Siebenmal in Folge gewinnt Koch für seinen Wahlkreis Main-Taunus I das Direktmandat.
Im Landtag macht sich der junge Abgeordnete schnell einen Namen als angriffslustiger Debattenredner. Koch beherrscht wie kaum ein anderer die Kunst der freien Rede und scheut keine klaren Worte. Für die Fraktion, deren umweltpolitischer Sprecher er 1989 wird, profiliert er sich als Gegenpart zum grünen Umweltminister Joschka Fischer. 1990 wählt die CDU-Landtagsfraktion den gerade 32jährigen Koch dann zu ihrem Vorsitzenden. Dieses Amt muss er zwar nach wenigen Monaten im Zuge der Landtagswahl 1991 an Manfred Kanther abgeben, bleibt aber dessen Stellvertreter. Nachdem Kanther als Bundesminister 1993 nach Bonn wechselt, kehrt Koch wieder an die Spitze der Landtagsfraktion zurück.
In der Rolle des Oppositionsführers fährt Koch einen harten Kurs gegen die rot-grüne Landesregierung unter Hans Eichel. Vor allem deren Wirtschaftspolitik und Defizite bei der Inneren Sicherheit nimmt er vehement ins Visier. Zunehmend unverzichtbar für die Landespartei, rückt er ins Präsidium der Hessen-CDU auf. Die Landtagsfraktion wählt ihn nach der Landtagswahl 1995 erneut zu ihrem Vorsitzenden. Auch auf bundespolitischer Ebene scheut Koch weder vor Kritik an der eigenen Partei noch an der von Helmut Kohl geführten Bundesregierung zurück. Als Mitglied der CDU-Steuerkommission fordert er einen entschiedeneren Umbau von Steuersystem und Sozialstaat, 1997 gar eine Umbildung der Bundesregierung. Seinem engen, väterlich-freundschaftlichen Verhältnis zu Helmut Kohl schadet das nicht. Der Kanzler der Einheit sieht in dem „jungen Wilden“ einen möglichen Nachfolger.
Nach dem Rückzug von Manfred Kanther aus der Landespolitik wird Koch im Januar 1998 mit fast 98 Prozent neuer CDU-Landesvorsitzender. Im Juli 1998 wählt die Partei ihn folgerichtig zum Spitzenkandidaten für die kommende Landtagswahl.
Den Wahlsieg bei der Landtagswahl am 7. Februar 1999 erringt Koch nicht zuletzt durch eine umstrittene aber sehr deutlich mobilisierende Unterschriften-Kampagne gegen die von der rot-grünen Bundesregierung geplante doppelte Staatsbürgerschaft. Diese verstärkt seinen Ruf als kühl kalkulierender Machttaktiker.
Bei den Landtagswahlen wird die CDU mit 43,3 Prozent stärkste Partei und kann in einer Koalition mit der FDP die rot-grüne Landesregierung ablösen. Roland Koch wird am 7. April 1999 zum Hessischen Ministerpräsidenten gewählt und ist damit jüngster deutscher Landeschef. Umgehend nimmt der zielstrebige Modernisierer entschiedene Kurskorrekturen vor: wirtschaftsfreundlicheres Klima, Schul- und Hochschulpolitik, Innere Sicherheit – Koch will, dass Hessen zu den erfolgreichen „Südländern“ Bayern und Baden-Württemberg aufschließt. Spätestens jetzt avanciert der dem konservativen Flügel der CDU zuzuordnende Koch zu einem der möglichen Aspiranten für das Amt des Bundeskanzlers.
Unter Druck gerät er durch die im Januar 2000 bekannt gewordene Schwarzgeldaffäre der hessischen CDU. Obwohl die politische Glaubwürdigkeit des Juristen unter der Affäre leidet – Kochs Versprechen der „brutalstmöglichen Aufklärung“ macht bundesweit Schlagzeilen – kann er mit Unterstützung seiner Partei und des Koalitionspartners im September 2000 eine Vertrauensabstimmung im Landtag überstehen.
Kochs solide Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie die Neuausrichtung in der Bildungspolitik und bei Fragen der Inneren Sicherheit überzeugt die Mehrheit der Hessen: Bei der Landtagswahl am 2. Februar 2003 erreicht die CDU mit 48,8 Prozent die absolute Mehrheit der Sitze im Hessischen Landtag und kann erstmals alleine regieren. Auch in Kochs zweiter Amtszeit dominieren die Themen Wirtschaft, Bildung und Kriminalitätsbekämpfung die landespolitische Agenda.
In der Bundespolitik macht der Hesse seinem Image als konservativer Hardliner durch zahlreiche Initiativen alle Ehre: Seine Vorschläge für Mehrarbeit ohne Lohnausgleich, zur Neuordnung der Sozialhilfe, zum Abbau von Subventionen oder zur deutschen Leitkultur stoßen in der deutschen Öffentlichkeit regelmäßig auf heftige Reaktionen. Trotz seiner vermeintlichen Rivalität mit Angela Merkel ist Koch im Mai 2005 jedoch der erste Spitzenpolitiker seiner Partei, der Merkel offen zur Kanzlerkandidatin ausruft. Als fortan loyaler Unterstützer der Parteichefin und Bundeskanzlerin wird er auf dem CDU-Parteitag 2006 zum stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt.
Bei der Landtagswahl am 27. Januar 2008 kann Koch seinen Erfolg nicht wiederholen. Nach Verlusten erzielt die CDU trotz leichtem Stimmenvorsprung nur ein parlamentarisches Patt mit der SPD. Deren Spitzenkandidatin Andreas Ypsilanti scheitert jedoch mit ihrem Plan einer rot-grünen Minderheitsregierung unter Duldung der Linken. Somit bleibt Kochs Landesregierung gemäß hessischer Verfassung kommissarisch im Amt.
Bei den Neuwahlen, die durch Selbstauflösung des Landtages herbeigeführt worden sind, profitiert Koch von der schweren Krise der SPD. Im Mai 2008 als Parteivorsitzender bestätigt, kann er nach leichten Gewinnen gemeinsam mit der erstarkten FDP eine deutliche Koalitionsmehrheit erringen. Am 5. Februar 2009 wird er zum dritten Mal zum Ministerpräsidenten gewählt. Dem politisch bereits als abgeschrieben geltenden Koch gelingt damit ein unerwartetes Comeback – „auch politisch Totgesagte können ausnahmsweise länger leben“, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 4. Februar 2009. Einmal mehr bestätigt Roland Koch damit seinen Ruf als nervenstarker Taktiker.
Für einen Paukenschlag bei Freund und Feind sorgt Koch nur ein Jahr später, als er seinen Rückzug aus der Politik und allen politischen Ämtern ankündigt. Er begründete seine Entscheidung auf einer Pressekonferenz am 25. Mai 2010: „Diese Entscheidung ist richtig für meine Partei und sie ist auch richtig für mich. […] Ein Wechsel nach mehr als einem Jahrzehnt gehört zu den Voraussetzungen dafür, dass Politik lebendig bleibt.“ Und weiter: „Politik ist ein sehr faszinierender Teil meines Lebens. Aber Politik ist nicht mein Leben.“
Folgerichtig tritt Koch beim CDU-Landesparteitag am 12. Juni 2010 nicht mehr als Landesvorsitzender an. Nachfolger als Parteichef und auch als Ministerpräsident wird sein enger Weggefährte Volker Bouffier. Die hessische CDU wählt Koch mit 96 Prozent zum Ehrenvorsitzenden.
Nach seinem Rücktritt wechselt er als Vorstand in die Bauwirtschaft und als Aufsichtsrat in die Banken- und Telekommunikationsbranche.
Am 27. November 2020 wählt die Ludwig-Erhard-Stiftung Roland Koch zu ihrem neuen Vorsitzenden.
Dass das Bild des polarisierenden Vollblutpolitikers dem Menschen Roland Koch nur begrenzt gerecht wird, zeigt dessen persönliche Seite. Der langjährige Freund des Dalai Lama gilt als sensibler und aufgeschlossener Gesprächspartner. Gemeinsam mit seiner Frau Anke hat der Vater zweier Söhne die Schirmherrschaft des Vereins Tuberöse Sklerose Deutschland e.V. übernommen und 2012 die Deutsche Tuberöse Sklerose Stiftung gegründet.