* geboren 20.01.1917
in
Aalen/Württemberg
† gestorben 19.09.1989
in
Blaubeuren/Württemberg
Dr. phil.
Philologe, Bundesminister, CDU-Generalsekretär, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung
20.01.1917 | geboren in Aalen/Württemberg |
1932-1933 | Leiter der Stadtgruppe Rottweil im Jugendbund "Neu-Deutschland" |
1946 | Vorsitzender des Tübinger AStA |
1946 | Mitglied der CDU |
1948 | Staatsexamen und Promotion |
seit 1948 | Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Rottweil |
1949 | Eintritt in die Kulturverwaltung von Württemberg- Hohenzollern |
1950-1952 | Regierungsrat im Kultusministerium Württemberg- Hohenzollern |
1952-1958 | Bundesgeschäftsführer der CDU |
1957-1976 | Mitglied des Deutschen Bundestages für den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen |
1961 | Verwaltungsratsvorsitzender der "Deutschen Welle" |
1962-1968 | Bundesminister für Familie und Jugend |
1966-1971 | Generalsekretär der CDU |
1968-1989 | Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung |
16.09.1989 | gestorben bei Blaubeuren/Württemberg |
Auszeichnungen und Ehrenämter | |
1972-1977 | Präsident des baden-württembergischen Landesverband der Blasmusik |
1972-1978 | Präsident des Deutschen Volksmusikerbundes |
1961 | Großoffizierskreuz "des Cisneros", Spanien |
1964 | Großkreuz "des Cisneros", Spanien |
1966 | Großkreuz des Ordens der Republik, Tunesien |
1967 | Orden des Heiligen Gregor des Großen, Vatikan |
1968 | Großkreuz des Ordens "Infante Dom Henrique", Portugal |
1969 | Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern |
1969 | 1. Klasse des Ordens des Heiligen Schatzes, Japan |
1971 | Großkreuz des Verdienstkreuzes der italienischen Republik |
1975 | Großoffizierskreuz des Ordens Rio Branco, Brasilien |
1977 | Großes Verdienstkreuz d. Bundesrepublik Deutschland mit Stern u. Schulterband |
1985 | Jose-Matias-Delgado-Orden, El Salvador |
1986 | Gran Cruz de la Orden de San Carlos |
1987 | Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland |
1987 | Verleihung des Ehrentitels Professor durch den Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg |
Am 17. September 1989 wurde in den Morgennachrichten gemeldet, Bruno Heck sei tags zuvor verstorben. Bei seinem Lieblingssport, dem Wandern, war er auf einer Albtour bei Blaubeuren einem Herzversagen erlegen. Der Verfasser leitete gerade ein Hochschullehrergespräch mit dem Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV), das Heck selbst einige Jahre zuvor initiiert hatte. Auf die Todesnachricht hin erhoben sich die Teilnehmer spontan, um eines Mannes zu gedenken, der hohe Funktionen in der Bundesregierung und in seiner Partei ausgeübt hatte und der als eigentlicher Gründungsvater der Konrad-Adenauer-Stiftung galt und gilt.
Heck stammte nicht aus begüterten Verhältnissen. Am 20. Januar 1917 in Aalen als Sohn eines Schlossgärtners geboren, waren ihm ein Studium und später sogar ein Ministeramt nicht in die Wiege gelegt. Die Familie war fest im katholischen Milieu der schwäbischen Kleinstadt verankert, und für den intelligenten Schüler bot sich nur im kirchlichen Umfeld die Möglichkeit zu einer weitergehenden Ausbildung. Der Onkel, ein Priester, sorgte für einen Platz im katholischen Konvikt und sicherte so den Gymnasialbesuch. Das Engagement im Bund Neudeutschland (ND) als Stadtgruppenführer war vor diesem Hintergrund nicht weiter verwunderlich, es ist für katholische Unionspolitiker aus der Kriegsgeneration fast schon ein obligatorisches Merkmal im Lebenslauf. Ebenso gehören frühe Zusammenstöße mit dem NS-Regime dazu.
Zuerst begann Heck ein Studium der katholischen Theologie in Tübingen, musste dann jedoch 1938 den Wehrdienst antreten. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Offizier der Luftwaffe an der Front, zuletzt im Rang eines Oberleutnants, und wurde dabei schwer verwundet. Auch diese Facette seiner Biographie teilt er mit etlichen späteren Unionspolitikern seiner Generation wie etwa Alfred Dregger, Josef Stingl oder Josef Hermann Dufhues. Der Rang als Offizier bedeutete einen sozialen Aufstieg, der Dienst an der Waffe war für die durchaus national denkenden NDler bei aller Ablehnung der NS-Ideologie dennoch selbstverständlich. Blind gegenüber den Verbrechen der Nationalsozialisten waren gerade die sich bewusst christlichen bekennenden Soldaten nicht: Sehr selbstkritisch fragte Heck sich und seine Kameraden nach dem Krieg 1947, als er anlässlich des Studententages der französischen Besatzungszone eine Rede hielt, ob sie nicht durch ihre nationalen Gefühle einem Nationalismus Vorschub geleistet hätten.
Heck hatte noch im Zweiten Weltkrieg Gertrud Mattes geheiratet, die aus einer Lehrerfamilie stammte. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor.
Nach dem Krieg trat Heck 1946 in die CDU ein und engagierte sich in der Jungen Union sowie der Studentenvertretung in Tübingen. An der dortigen Universität hatte er das Studium der Klassischen Philologie, Germanistik und Geschichte aufgenommen. Nach dem Examen unterrichtete er erst für einige Monate an seinem ehemaligen Gymnasium in Rottweil, bevor er als Persönlicher Referent des Ministers ins württembergisch-hohenzollersche Kultusministerium wechselte. Als sich 1952 der nächste Bundestagswahlkampf abzeichnete und deutlich wurde, dass die Union einen schlagkräftigeren Apparat brauchte, schlug Kurt Georg Kiesinger als geschäftsführendes Bundesvorstandsmitglied Heck für die Funktion des hauptamtlichen Geschäftsführers vor. Ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Kiesinger und Heck bestand nach Auskunft von Zeitzeugen jedoch, anders als manchmal vermutet, nicht. Hecks Bestallung geschah nur mit widerwilliger Duldung Adenauers, der wohl eine Schmälerung seines Zugriffs auf die Partei fürchtete, sollte eine schlagkräftige Parteizentrale die Arbeit aufnehmen.
Obwohl Heck, der sich in den USA über dortige Wahlkampfmethoden informiert hatte, eine sehr effiziente Organisation der Wahlkämpfe 1953 und 1957 gelang – letzterer in Zusammenarbeit besonders mit Franz Meyers –, besserte sich sein Verhältnis zum „Alten“ nur langsam. Spätestens nach dem in der Geschichte der Bundestagswahlen einmaligen Gewinn der absoluten Mehrheit 1957 durch die Unionsparteien gehörte Heck, der für Rottweil in den Bundestag eingezogen war, auch selbst zur politischen Führungsebene der Union, freilich nicht zur unmittelbaren Parteispitze. Adenauer hatte ihm die nicht abgesprochene Kandidatur für den Bundestag übelgenommen und bestand deshalb darauf, dass er als Bundesgeschäftsführer ausscheiden musste. Nachdem im Frühjahr 1962 der Versuch gescheitert war, Heck zum Gründungsintendanten des ZDF wählen zu lassen, übernahm er im Dezember desselben Jahres im Zuge der Kabinettsumbildung nach der „Spiegel“-Affäre das Bundesministerium für Familie und Jugend.
Als Familienminister agierte Heck unter den drei Kanzlern Adenauer, Erhard und Kiesinger und setzte die Linie seines Vorgängers Franz-Josef Wuermeling fort. Sein fest in der katholischen Weltanschauung verankertes Familienbild brachte es mit sich, in den sechziger Jahren manch unpopuläre Position zu vertreten. Heck setzte sich beispielsweise vehement für eine Kürzung der Splittingvorteile bei Gutverdienern ein, um die eingesparten Mitteln kinderreichen Familien zukommen zu lassen, konnte sich damit aber nicht gegen den damaligen Finanzminister Franz-Josef Strauß durchsetzen.
Innerhalb der Union sah Heck die Probleme, die die Struktur als „Kanzlerwahlverein“ auf Dauer nach sich ziehen musste, und drang auf eine Reform der Partei. Er gehörte zu den loyalsten Unterstützern des als Kanzler glücklosen Ludwig Erhard. Nachdem Josef Hermann Dufhues als Geschäftsführender Vorsitzender an Adenauer gescheitert war und auch Erhard nicht mehr zu halten war, wurde Heck unter dem Kanzler und Parteivorsitzenden Kiesinger 1967 Generalsekretär der CDU. In dieser Funktion zeichnete Heck für das „Berliner Programm“ 1968 und das gute Abschneiden der Union im Wahlkampf 1969 (46,1 Prozent der Wählerstimmen) verantwortlich.
Heck galt seit seiner Zeit als erfolgreicher Wahlkampfmanager in den fünfziger Jahren als ein Mann Kiesingers und später auch als Protegé des damaligen Unionsfraktionsvorsitzenden Heinrich Krone. Mit Rainer Barzel verband ihn jedoch eine gegenseitige Abneigung, so dass Heck 1971 mit der Wahl Barzels zum Parteivorsitzenden nicht mehr als Generalsekretär antrat, zumal er sich schon sehr früh für Helmut Kohl ausgesprochen hatte. Im Bundestag trat er noch einmal hervor, als er aus Gewissensgründen zu den Initiatoren einer Gesetzesinitiative gegen die Fristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch gehörte.
Heck war der Bildungsarbeit der CDU seit ihren Anfängen verbunden. Die Akademie in Eichholz sollte in den fünfziger Jahren der Schulung der Parteimitglieder dienen. Die Konrad-Adenauer-Stiftung sollte ab 1964 diese Bildungsarbeit bündeln und die wissenschaftliche Zuarbeit für die Union professionalisieren. 1968 übernahm Heck den Vorsitz der Stiftung und wurde, so die Einschätzung seines Nachfolgers Bernhard Vogel, zu ihrem „Gründungsvater“.
Heck baute insbesondere ihre internationale Arbeit der Stiftung aus, immer mit Blick auf die Stärkung der Position des Westens. Seine in seiner Weltanschauung begründete strikte Ablehnung jeglichen marxistischen Regimes führte Heck jedoch auch in einem Fall zu einem deutlichen Fehlurteil. Nach dem Sturz des chilenischen Präsidenten Salvador Allende 1973 besuchte er Chile und verteidigte nachher den Pinochet-Putsch in einer Pressekonferenz, was zu deutlicher Kritik in der bundesdeutschen Presse führte. Nicht zu Unrecht distanzierte sich sein Kreisverband von dieser Bewertung. Dass wenig später die Adenauer-Stiftung wesentliche Hilfen für vom Pinochet-Regime verfolgte Christdemokraten leistete, wurde dann in der Öffentlichkeit kaum noch wahrgenommen. Da Heck außerhalb der Adenauer-Stiftung wenig interessante politische Aufgaben für sich sah, verzichtete er auf eine erneute Kandidatur für den Bundestag 1976.
Der Ausbau der Konrad-Adenauer-Stiftung geschah in den siebziger und achtziger Jahren vor dem Hintergrund der Parteireform der CDU, in der – maßgeblich von Helmut Kohl und seinen Generalsekretären Kurt Biedenkopf und Heiner Geissler vorangetrieben – die Union zu einer modernen Volkspartei wurde, die auch organisatorisch der SPD Paroli bieten konnte. Gleiches organisierte Heck für die Konrad-Adenauer-Stiftung, wobei sein direktes Verhältnis zur „Konkurrenz“, der Friedrich-Ebert-Stiftung, kollegial-freundschaftlich war. Gemeinsame Interessen etwa beim Kampf um Mittelzuweisung überlagerten oft politische Gegensätze.
Als Heck anlässlich seines Abschieds vom Vorsitz im Januar 1989 eine Bilanz seiner Arbeit in der Adenauer-Stiftung zog, war diese schon in reinen Zahlen beachtlich. Der Etat verzehnfachte sich von 1968 bis 1989 auf etwa 170 Millionen DM, die Anzahl der Mitarbeiter stieg im selben Zeitraum von ca. 150 auf über 500. Organisatorisch waren die unterschiedlichen Institute unter einem Dach in dem 1976 eröffneten Neubau in Sankt Augustin bei Bonn vereinigt worden. Unter den Neugründungen in Hecks Amtszeit ist neben dem Institut für Kommunalwissenschaften besonders das Archiv für Christlich-Demokratische Politik hervorzuheben, das 1976 mit dem Auftrag gegründet wurde, die Erforschung der Geschichte der christlich-demokratischen Bewegung voranzutreiben.
Heck war wohl immer ein schwieriger Chef, jedoch nach Auskunft von Zeitzeugen auch immer bereit, zuzuhören und seine Ansichten zu ändern. In seinen letzten Jahren in der Konrad-Adenauer-Stiftung gab es gelegentlich gewisse Reibungen, die Hecks patriarchalischen Führungsstil betrafen. Sozialisiert in der Weimarer Republik und der NS-Zeit, fand er nicht immer den richtigen Ton gegenüber einer immer besser ausgebildeten Mitarbeiterschaft. Auch hier bedeutete der Wechsel im Stiftungsvorsitz zu Bernhard Vogel 1989 einen Generationenwandel. Davon unberührt bleibt Hecks Verdienst, über weite Phasen die Modernisierung der Union vorangetrieben und mit dem Aufbau der Konrad-Adenauer-Stiftung eine professionelle, der CDU nahestehende Vorfeldorganisation geschaffen zu haben.