Helmut Kohl war der letzte Bundeskanzler, der den Terror des Nationalsozialismus und die Schrecken des Zweiten Weltkriegs bewusst miterlebte. Diese Zeit prägte ihn und beeinflusste seine politische Entwicklung.
Nach elf Jahren innerparteilicher Verantwortung auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene entschied sich Helmut Kohl, bei der Landtagswahl 1959 für ein Abgeordnetenmandat zu kandidieren. Siebzehn Jahre lang gehörte er der rheinland-pfälzischen CDU-Landtagsfraktion an.
Mit 39 Jahren wurde Helmut Kohl 1969 zum jüngsten Ministerpräsident der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Er machte aus Rheinland-Pfalz ein „junges Land mit Zukunft“ und stellte mit der Verwaltungsreform, den Hochschul-Neugründungen und Impulsen in der Sozialpolitik die Weichen neu.
Am 2. Dezember 1976 gab Helmut Kohl sein Amt als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz auf und trat als Oppositionsführer an die Spitze der stärksten Fraktion im Deutschen Bundestag. Nicht nur harte Auseinandersetzungen mit Bundeskanzler Helmut Schmidt, sondern auch Machtkämpfe zwischen den beiden Schwesterparteien CDU und CSU bestimmten die kommenden Jahre.
Helmut Kohl hat in seinen Regierungsjahren von 1982 bis 1998 die Bundesrepublik Deutschland so nachhaltig verändert wie vor ihm nur Konrad Adenauer. Standen in den 1980er Jahren die Sanierung der Staatsfinanzen und innenpolitische Reformen im Mittelpunkt, konzentrierte sich die Regierungsarbeit nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 auf die Vollendung der Deutschen Einheit und den „Aufbau Ost“.
Nach dem Ausscheiden aus dem Amt des Bundeskanzlers im Oktober 1998 hat Helmut Kohl weiterhin in vielfältiger Weise politisch gewirkt. Ein besonderes Anliegen war es ihm, die jungen Menschen für die europäische Einigung zu begeistern. Im Dezember 1998 wurde ihm der Titel „Ehrenbürger Europas“ verliehen. Überschattet wurden diese Jahre durch die Parteispendenaffäre 1999/2000 und den Freitod seiner ersten Ehefrau Hannelore 2001.