„Die junge Generation unseres Landes sucht nach meiner Erfahrung nach einer Wertordnung, nach Idealen. Sie will sich engagieren. Unsere Antwort darf sich nicht allein in der Erfüllung materieller Ziele erschöpfen. Wir müssen vielmehr die geistigen Grundlagen unserer Gesellschaft und unseres Staates klären. Dazu gehört, daß wir uns der Geschichte unseres Volkes stellen.“
Abgedruckt in: Helmut Kohl: Bundestagsreden und Zeitdokumente. Hg. von Horst Teltschik. Bonn 1978, S. XIX.
„Wir als CDU/CSU müssen den Bürgern in der Bundesrepublik Deutschland mehr als in der Vergangenheit verdeutlichen, warum wir die Leistung des einzelnen bejahen und für unverzichtbar halten. Unsere Vorstellung erwächst aus der Erkenntnis, daß ohne Leistung kein Fortschritt der menschlichen Gesellschaft möglich ist.“
Abgedruckt in: Helmut Kohl: Bundestagsreden und Zeitdokumente. Hg. von Horst Teltschik. Bonn 1978, S. XVII.
„Das Ziel der Familienpolitik ist die partnerschaftliche Familie, in der die Rolle der berufstätigen Frau und die der Hausfrau und Mutter gleichrangig sind.“
Abgedruckt in: Helmut Kohl: Bundestagsreden und Zeitdokumente. Hg. von Horst Teltschik. Bonn 1978, S. XVII.
„Einem großen Teil unserer Mitbürger geht es heute materiell gut. Dennoch stellen wir fest, daß immer mehr Mitbürger unzufrieden sind, daß immer mehr Menschen keine Hoffnung haben, daß sie Angst vor der Zukunft haben. Kluge Zeitgenossen sagen uns: Schuld daran ist eine weit verbreitete Orientierungskrise. Die Menschen fragen nach einer überzeugenden Zukunftsperspektive, nach Sinngebung, weil sie wissen wollen, wohin der Weg unseres Staates, unserer Gesellschaft geht und welche konkreten Folgen sich daraus für ihr ganz persönliches Leben ergeben.
Auf diese Fragen bleibt die Regierung die Antwort schuldig. Der Bundeskanzler hat allein das Machbare für notwendig erklärt, um sich mühsam über Wasser zu halten. Er hat auch niemals den Anspruch erfüllen können, daß das Notwendige für das deutsche Volk getan wird. Im Blick auf eine sozialistische Utopie ist den Menschen allzu lange eingeredet worden, ihr Streben nach Glück sei solange sinnlos, bis eine grundlegende Systemveränderung bessere Voraussetzungen geschaffen habe. Die Träume jener sozialistischen Utopisten sind längst zerplatzt. Zurück blieb die Verunsicherung, das Mißtrauen, die Skepsis vieler. Es ist eine uns tief beunruhigende Tatsache, daß so viele Menschen heute meinen, sie müßten sogar ihren eigenen Gefühlen und Empfindungen mißtrauen. Die Liebe zum Vaterland, das Vertrauen in unsere Verfassung und ihre Institutionen, die Bereitschaft zu persönlicher Leistung, zum Engagement, die Bereitschaft zum Verzicht, zum Dienst am Nächsten, zum Opfer, ja, sogar der Wunsch, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben, all diese ganz natürlichen Empfindungen wurden in Zweifel gezogen. Deshalb warten unsere Mitbürger in unserem Lande auf eine politische Botschaft, liebe Freunde, die wieder Mut macht, Mut vor allem auch für die eigene Zukunft.“
Am 23. Oktober 1978 auf dem Bundesparteitag der CDU in Ludwigshafen.
„Arbeitslosigkeit, Konjunktur- und Wachstumsschwäche, Resignation und Zukunftsangst sind ein zu hoher Preis für diese Politik. Und dies alles haben die Sozialdemokraten und die Freien Demokraten mitzuverantworten. Dieser Preis steigt ständig weiter. Das Problem einer auf Dauer ausreichenden Energieversorgung wächst zu einer Schicksalsfrage heran. Die Untätigkeit der Bundesregierung in wichtigen Fragen der Zukunftsvorsorge in der Energiepolitik wird eine immer schwerere Hypothek für unser Land. Wir können es nicht oft genug sagen: Helmut Schmidt, seine Regierung und die sie tragenden Parteien verschleudern die Substanz unseres Landes und plündern seine Zukunft aus:
Der Generationenvertrag, der die soziale Sicherheit aller, der Rentner wie der Arbeitnehmer, garantiert, ist gefährdet. Eine Sanierung - die diesen Namen verdient - der Finanzgrundlagen ist noch lange nicht in Sicht.
Die Bindungskräfte innerhalb der Familie wurden systematisch geschwächt. Die Zahl der Eheschließungen nimmt ab. Die Scheidungsrate wächst. Kinderreichtum droht zu einem sicheren Weg in die soziale, materielle Armut zu werden. Jahrelang wurden die Eltern durch die Ideologen verunsichert, wurde ihr Erziehungsauftrag in Frage gestellt. Und jetzt hat der Bevölkerungsrückgang dramatische Formen angenommen. Die Zukunftschancen der jungen Generation haben sich verschlechtert. Die Signale der Hilflosigkeit der Jungen sind deprimierend:
Die Selbstmordrate bei Jugendlichen steigt; die beängstigend wachsende Jugendkriminalität nimmt ein immer größeres Ausmaß an;
die besorgniserregende Flucht vieler junger Leute in Drogen, Alkohol und das Psychogift der Jugendsekten ist unübersehbar; und schließlich gibt es eine hohe Zahl solcher, die sich politisch radikalisieren, die unsere Gesellschaft ablehnen und die vor Gewalt nicht mehr zurückschrecken.
Das alles muß uns doch aufrütteln! Die Folgen dieser Versäumnisse zeigen sich nirgendwo deutlicher als im Bereich der inneren Sicherheit: Die blutige Gewalt durch Terroristen und die Militanz extremer Gruppen setzen sich fort. In einer Reihe deutscher Hochschulen bleiben fortgesetzte Rechtsbrüche ungeahndet, und in diesen Hochschulen wurde die Freiheit von Forschung und Lehre zerstört. Gegen geltendes Recht und gegen den Willen von Eltern und Kindern setzt sich die SPD jetzt dafür ein, daß Kommunisten und Faschisten Lehrer an unseren Schulen werden können.“
Am 23. Oktober 1978 auf dem Bundesparteitag der CDU in Ludwigshafen.
„Die Fortschrittskritik der letzten Jahre hat sich zu sehr auf die Entwicklung von Technik und industrieller Produktion konzentriert. Es wurde dabei übersehen, daß in unserer sozialen Umwelt durch politische Eingriffe noch größere Flurschäden entstanden sind als in der natürlichen Umwelt. Die Verrechtlichung immer weiterer Lebensbereiche wuchert wie ein Krebsgeschwulst. Wer kennt nicht die lebensfremd anmutenden Urteile auf Grund des Ausbildungsförderungsgesetzes, durch die Eltern verurteilt werden, Zweit- und Drittausbildungen ihrer schon erwachsenen und besser verdienenden Söhne und Töchter zu finanzieren?
Wer kennt nicht die Beispiele aus dem Scheidungsrecht, dem Kündigungsschutzrecht, dem Mietrecht. Wenn wir uns auf diesem Parteitag mit dem Thema Wohnungsnot zu beschäftigen haben, dann ist dies ein schlagender Beweis dafür, daß die sozialistischen Experimente in unserem Lande nichts vorangebracht, sondern im Gegenteil uns alle weit zurückgeworfen haben.“
Am 9. Mai 1981 auf dem Bundesparteitag der CDU in Mannheim.
„Wir alle sehen mit Sorge, wie die Zahl junger Leute wächst, die sich verweigern; die resignieren; die einen Standpunkt des 'Ohne mich' einnehmen. Natürlich bemühen wir uns um sie. Die Kirchen bemühen sich, die Gewerkschaften und viele andere auch. Ich glaube, wir kämen diesen jungen Mitbürgern wesentlich näher, wenn wir uns mehr mit ihren tatsächlichen, den subjektiven, ganz persönlichen Lebensperspektiven auseinandersetzten, etwa mit der Lebensperspektive eines Lehramtsstudenten, der den Signalen einer Bildungspolitik gefolgt ist, die dem Reformeifer viel zu spät das Halt geblasen hat. (...) 1980 strebten 255.000 Studenten, Referendare und Lehramtsbewerber den Beruf des Lehrers an, aber es gab zu diesem Zeitpunkt insgesamt nur 45.000 Lehrer, die älter als 55 Jahre waren. Nimmt man hinzu, daß die Zahl der Schüler bis zum Jahre 1990 um fast 3,5 Millionen gegenüber 1980 abnehmen wird, dann ergibt sich daraus zwangsweise, daß viele Zehntausende nicht den gewünschten Lebensberuf als Lehrer finden werden. Es darf doch nicht dabei bleiben, daß wir diese Tatsachen kennen und nichts geschieht, um die Katastrophe abzuwehren. Wenn es uns nicht gelingt, diesen jungen Mitbürgern eine andere, eine erfolgversprechende Lebensperspektive zu eröffnen, dann dürfen wir uns doch nicht darüber wundern, wenn von solchen enttäuschten Mitbürgern depressive Stimmung statt Optimismus ins Land getragen wird.“
Am 9. September 1982 im Deutschen Bundestag.
„Wir brauchen eine neue, aber ohne ideologische Frontenstellung geführte Bildungsdebatte, in der wir klären müssen, was wir von Schule und Hochschule erwarten, was sie leisten sollen und was sie nicht leisten sollen. Wir brauchen eine Diskussion, die die Bildungsinhalte in den Mittelpunkt stellt und die die praktischen Probleme der Schüler, Lehrer und Eltern nicht länger ausklammert. Wir brauchen eine Bildungsdebatte, an deren Ende nicht mehr, sondern weniger Staat steht und die statt dessen freie Träger, Eltern, Lehrer und Schüler zu mehr Eigeninitiative und Zusammenarbeit ermutigt.“
Am 9. Mai 1981 auf dem Bundesparteitag der CDU in Mannheim.
„Es ist eine zutiefst bedrückende Bilanz, daß immer weniger junge Bürger bereit sind, für einige Studien- oder Arbeitsjahre ins Ausland zu gehen. Es ist ein barer Hohn: Wir haben gegenwärtig einen Kanzler, der sich gern schon als Weltkanzler feiern läßt, und gleichzeitig ist die Zahl von deutschen Studenten und Schülern, die im Ausland lernen und studieren, so niedrig wie nie zuvor. Das Land droht zur geistigen Provinz zu werden. Das ist ein schlimmer Hinweis auf die Zukunft der Bundesrepublik.“
Am 23. Oktober 1978 auf dem Bundesparteitag der CDU in Ludwigshafen.
„Für die CDU war - wie etwa auch für die Bildungsexperten des Bildungsrates - Bildungsreform, soweit sie Reform der Organisation von Schule und Hochschule sein sollte, stets als offene Reform konzipiert. Durch gezielte Weiterentwicklung bestehender Strukturen und wissenschaftlich kontrollierter Versuche mit neuen Organisationsmodellen sollte eine bestmögliche Organisation von Schule und Hochschule gefunden werden. Ob es bei der weiterentwickelten Gliederung des Schul- und Hochschulsystems bleiben oder zur kooperativen oder integrierten Form der Gesamt(hoch)schule kommen sollte, war für die CDU eine zunächst offene und der kritischen Diskussion werte Frage. (...) Anders die SPD und auch die FDP. Ohne dem Bezug von unterschiedlicher Begabung und Schulorganisation Rechnung zu tragen, haben sich beide Parteien schon Ausgang der sechziger Jahre dogmatisch auf integrierte Organisationsformen des Bildungswesens (Grundschule, Gesamthochschule) festgelegt. Chancengleichheit bedeutete für beide Parteien nicht ein offenes, begabungsgerechtes Schulsystem. Chancengleichheit sollte und soll vielmehr mit einer Bildungsorganisation verwirklicht werden, die jedem ohne Rücksicht auf seine Begabung das gleiche Bildungsangebot macht. Maßstab für die Qualität des Bildungsangebotes sollte dabei das Maß sein, in dem der Anteil an allgemeinbildenden und theoriebezogenen Bildungsinhalten ausgeweitet wird. Es handelt sich um eine unkritische Verbeugung vor den Bildungsidealen des 19. Jahrhunderts und um den wirklichkeitsfremden, aber folgenschweren Versuch, die Vorrechte einer privilegierten Schicht jener Zeit ein Jahrhundert später zu 'vergesellschaften'. Daß ein solches Konzept der Egalisierung schon deshalb illiberal ist, weil es inhuman ist, ist weder der SPD noch der FDP bewußt geworden. Schließlich bedeutet es die erzieherische Vergewaltigung der Mehrheit der jungen Menschen, deren Begabung nicht abstraktions- und theoriebezogen ist.“
In einem Beitrag zu dem Buch "Union alternativ", Stuttgart 1976.
„Ein zentraler Punkt unserer Politik ist die Familienpolitik. In der Familie lernen die Menschen Tugenden und Verhaltensweisen, die unserer Gesellschaft ein menschliches Gesicht geben: Liebe und Vertrauen, Toleranz und Rücksichtsnahme, Opferbereitschaft und Mitverantwortung.
Unser Leitbild ist die partnerschaftliche Familie, die geprägt ist von der Partnerschaft zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern. Die Gemeinschaft von Eltern und Kindern bietet Lebenserfüllung und Glück.
Unsere freiheitliche Gesellschaft, meine Damen und Herren, kennt kein bestimmtes Leitbild der Frau, weder das der Hausfrau noch das der berufstätigen Frau. Immer mehr Frauen sehen im Beruf einen ebenso selbstverständlichen Teil ihrer Lebensplanung wie in der Familie.
Die Bundesregierung wird darauf hinwirken, mehr Möglichkeiten zu schaffen, Familie und Beruf miteinander zu verbinden - für Frauen wie für Männer. Teilzeitarbeitsplätze und Arbeitsplatzteilung sind solche Möglichkeiten. Sie sollten durch eine Änderung der gesetzlichen Vorschriften möglichst rasch verwirklicht werden. Beruf ist für uns aber nicht nur die außenhäusliche Erwerbstätigkeit; Beruf ist für uns ebenso die Tätigkeit der Hausfrau in der Familie und bei ihren Kindern. Deshalb wird die Bundesregierung, sobald es finanziell möglich ist, die eigenständige soziale Sicherung der Frau verbessern und Erziehungsjahre in der Rentenversicherung einführen. Mit der Zahl der Kinder wird die wirtschaftliche Leistungskraft der Familie geschwächt. Deshalb besitzt für uns der Familienlastenausgleich eine ganz hohe Bedeutung.“
Am 13. Oktober 1982 in seiner ersten Regierungserklärung.
„In den modernen Trabantenstädten und Wohnsilos bieten wir viel Komfort, aber die nachbarlichen Beziehungen verkümmern, und die Kinder wissen nichts mit ihrer Freizeit anzufangen. Manch einer von uns, der sich heute über Jugendliche beklagt, sollte sich doch einmal daran erinnern, wieviel mehr an Auslauf ihm in seiner Jugendzeit geboten wurde. Heute ist diese Umwelt für viele Kinder zugebaut, betoniert und eingezäunt und mit Verbotsschildern gepflastert. Aber der eingezäunte Abenteuerspielplatz mit Benutzungsordnung und spielpädagogischer Betreuung ist eben nur ein armseliger Ersatz für das, was junge Leute wollen.“
Am 9. Mai 1981 auf dem Bundesparteitag der CDU in Mannheim.
„Wenn sich heute eine große Zahl junger Mitbürger von unserer Gesellschaft abwendet, sich ins Private oder in sogenannte Subkulturen zurückzieht, dann ist das eine Absage an die Ergebnisse einer Politik, die technokratisch und ohne Herz und Sensibilität für die immateriellen Bedürfnisse der Menschen vonstatten ging. Vor allem die Kreativität, die Offenheit junger Mitbürger und noch mehr die Mitarbeit der Frauen in unserer Gesellschaft ist hier herausgefordert. Statt der häufig zu beobachtenden Emanzipation von der Familie bietet sich den Frauen hier eine Chance der Emanzipation für die Familie!
Die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen, wird eines der zentralen Themen der 80er Jahre sein. Hier gilt für uns der Satz: Die Familie muß wieder Mittelpunkt unseres eigenen Lebens werden, aber auch des Lebens unseres Staates. Der alte Satz - in den Gründerjahren dieser Republik ganz selbstverständlich - muß wieder Glanz und Geltung erhalten, daß nämlich eine gesunde Familie die Voraussetzung eines gesundes Staates ist. Die Familie ist der wichtigste Ort individueller Geborgenheit. Ehe und Familie sind das Fundament unserer Gesellschaft und unseres Staates.“
Am 19. Mai 1980 auf dem Bundesparteitag der CDU in Berlin.
„Wir sagen in unserem Grundsatzprogramm: Im Mittelpunkt steht der Mensch, nicht das Kollektiv. Dann müssen wir aber auch danach handeln und das soziale Unrecht, das die Familien in diesen Jahren ins soziale Abseits gedrängt hat, endlich wieder beseitigen. Deswegen sagen wir zu:
Wir werden nach der Regierungsübernahme jeder Mutter ein Mutterschaftsgeld und ein Erziehungsgeld zahlen, weil wir die Funktion als Hausfrau und Mutter richtig zu würdigen wissen.
Wir wollen das Steuerrecht familienfreundlich gestalten und Kinderfreibeträge wieder einführen.
Wir wollen familienfreundliche Wohnungen bauen.
Das alles ist finanzierbar. Wir haben es vorgerechnet. Ich füge hinzu: Es muß finanzierbar gemacht werden, selbst um den Preis, daß wir andere wichtige Leistungen in der Reihenfolge zurückstellen müssen, denn hier geht es um eine Priorität allerersten Ranges. Ohne die familiäre Entwicklung der Zukunft hat die Bundesrepublik Deutschland keine Zukunft! Wir werden nicht über die Frauen reden, sondern wollen mit ihnen gemeinsam den richtigen Weg finden. Wir werden den Beruf der Hausfrau und Mutter schrittweise sozial absichern. Es bleibt die persönliche Entscheidung einer Frau, ob sie berufstätig ist oder nicht. Es bleibt die persönliche Entscheidung eines Ehepaares, ob es ja sagt zum Kind oder nicht. Aber wenn dieses Ehepaar ja sagt und wenn diese Hausfrau und Mutter zu Hause bleibt und ihre Kinder erzieht, dann hat sie einen juristisch wie moralisch berechtigten Anspruch, daß ihr Dienst genauso gewertet wird wie der einer berufstätigen Frau. Wir werden die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Rentenrecht wiederherstellen.“
Am 19. Mai 1980 auf dem Bundesparteitag der CDU in Berlin.
„Wir müssen die Familien materiell fördern. Kinderreichtum darf nicht länger in den sozialen Abstieg und zur Armut führen. In den Kleidern des jetzt von den Regierungsparteien vorgelegten Konzepts zur Familienförderung steckt noch immer der Muff des alten sozialistischen Emanzipationsmodells.
Familiengeld darf nicht nur den berufstätigen Frauen vorbehalten bleiben; auch die nicht erwerbstätigen Mütter müssen einen Anspruch darauf bekommen. Ob sich eine Frau für die Erwerbstätigkeit entscheidet oder für den Beruf der Hausfrau, muß ihre freie, vom Staat unbeeinflußte Entscheidung bleiben. Wer nur die Erziehungsleistung erwerbstätiger Mütter fördern will, der diskriminiert die Hausfrauen. Die CDU hat deshalb im Bundestag einen eigenen Gesetzentwurf eingebracht, der ein Familiengeld von monatlich 400 DM für alle Kinder bis zum 18. Lebensmonat vorsieht.
Wir müssen der Familie aber auch rechtlich ihren traditionellen Rang zurückgeben. Die ständige Verrechtlichung im Bereich der Familie war ein schwerer Fehler. Bei der Reform des elterlichen Sorgerechts und des Jugendhilferechts wird die Union verhindern, daß der Staat noch weiter in den geschützten Bereich der Familie eindringt.
Neben der materiellen Förderung und dem rechtlichen Schutz der Familien ist es wichtig, sie vor allem wieder moralisch zu stärken, psychologisch zu ermutigen und eine familien- und kinderfreundliche Umwelt zu schaffen. Hier hat die CDU mit ihrem Entschließungsantrag zum Jahr des Kindes entscheidende Grundzüge für ein familien- und kinderfreundliches Programm bereits vorgelegt.“
Im März 1979 im "Deutschen Monatsblatt".
„Jahrelang wurde für die Berufstätigkeit der Frauen geworben und die Tätigkeit der Hausfrauen diskriminiert. Jahrelang wurden die Familien unter staatliche Kontrolle genommen, materiell vernachlässigt und verunsichert. Niemand darf sich heute darüber wundern, daß sich eine wachsende Zahl junger Menschen bewußt für die Kinderlosigkeit entscheidet. Dies ist der Niederschlag einer materialistischen Ideologie.
Der starke Rückgang bei der Zahl der Eheschließungen und vor allem der Rückgang der Geburtenzahlen sind alarmierende Zeichen einer Fehlentwicklung. Heute werden jährlich nur noch halb so viele Kinder geboren wie 1965. Wenn sich der gegenwärtige Trend unverändert fortsetzt, wird die deutsche Bevölkerung bis zum Jahr 2030 - wenn der Geburtsjahrgang 1970 ins Rentenalter kommt - um rund 20 Millionen auf knapp 39 Millionen Einwohner zurückgehen. Eine solche Entwicklung würde schwerwiegende Folgen haben für unsere Wirtschaft, für den Generationsvertrag und für die Sicherheit unseres Landes. Man hat errechnet, daß bei Fortdauer des gegenwärtigen Trends im Jahre 2030 fünf Erwerbstätige die Renten für jeweils vier ältere Mitbürger aufzubringen hätten. Niemand kann heute voraussagen, ob unter solchen Bedingungen die Solidargemeinschaft des Generationenvertrages aufrechterhalten werden wird. Aber Familienpolitik muß für die CDU mehr sein als das Korrektiv zu Fehlentwicklungen unserer Bevölkerungsstruktur. Es geht uns um die Familie, weil sie als Lebens- und Erziehungsgemeinschaft der wichtigste Ort individueller Geborgenheit und Sinnvermittlung ist. Ehe und Familie haben sich als die beständigsten Formen des menschlichen Zusammenlebens erwiesen. Es ist deshalb unsere vordringliche Aufgabe, der Familie Bestand, Unabhängigkeit und soziale Anerkennung zu sichern.“
Im März 1979 im "Deutschen Monatsblatt".
„Wir müssen wieder Mut machen zur Familie und zur Erziehung. Weil es so kraß in Zweifel gezogen worden ist, wollen wir daran erinnern: Familie ist für uns und für die Zukunft unseres Volkes der wichtigste Ort menschlicher Geborgenheit. Kinder machen bei allen Sorgen vor allem Freude, und nichts kann die natürliche Bindung zwischen Eltern und Kindern ersetzen. Kinder und Familie zu haben, wird bereits viel zu oft nur als Einschränkung und Last gesehen. Aber, meine Damen und Herren, liebe Freunde, Bindung und Geborgenheit innerhalb der Familie bedeuten für den einzelnen auch Sicherheit und damit ein wichtiges Stück Freiheit.
Es ist auch ein Stück menschliches Glück, Werte, Sinn und Erfahrung zwischen den Generationen einer Familie zu vermitteln. Um unser aller Zukunft willen werden wir deshalb die Familie nicht nur in materieller Hinsicht fördern. Wir wollen sie vor allem moralisch stärken und ihr wieder Mut machen, ihre ganz persönliche Erziehungsaufgabe selbstbewußt wahrzunehmen.“
Am 23. Oktober 1978 auf dem Bundesparteitag der CDU in Ludwigshafen.
„Es ist doch unerträglich, wenn bestimmte linke Gruppierungen heute 'die partielle Erziehungsunfähigkeit der modernen Familie' beklagen und daraus gleichzeitig die Forderung abgeleitet wird, den sogenannten Dualismus von privater und öffentlicher Erziehung zu beseitigen, d. h. mit anderen Worten, die Familienerziehung durch eine kollektive Erziehung in gesellschaftlichen Einrichtungen zu ersetzen. Angesichts solcher Tendenzen muß man doch zumindest die Frage aufwerfen, ob die soziale Not kinderreicher Familien solchen Leuten gar in ihr ideologisches Konzept paßt.“
Am 24. Mai 1976 auf dem Bundesparteitag der CDU in Hannover.
„Wir wollen eine Gesellschaft mit menschlichem Gesicht verwirklichen, die den Staat aus seiner Verantwortung nicht entläßt, aber nicht alles Heil vom Staat erwartet. Wir wollen, daß jeder frei von wirtschaftlicher Not und frei von Angst leben und sich seinen Fähigkeiten gemäß bilden und entwickeln kann. Wir wollen nicht, daß Mittel, die von den Steuerzahlern aufgebracht werden müssen, auf Bürger umverteilt werden, die selbst leistungsfähig sind. Wir setzen in der Tat auf den Leistungswillen und die Leistungsbereitschaft des einzelnen in unserem Lande. Und wir setzen auf die Dynamik der gesellschaftlichen Kräfte, damit Wohlstand für alle möglich bleibt und den wirklich Bedürftigen besser geholfen werden kann.“
Am 14. Dezember 1982 im Deutschen Bundestag.
„Wir wollen eine Gesellschaft, in der sich die Anstrengungen des einzelnen für ihn wieder lohnen und zugleich zu einem Fortschritt für das Ganze führen; wir wollen weder die Ellenbogengesellschaft des Kapitalismus noch eine Ellenbogengesellschaft des Sozialismus. Wir wollen eine Gesellschaft, in der die Menschen sich selbst etwas zutrauen und nicht auf den Staat warten.“
Am 13. Oktober 1982 in seiner ersten Regierungserklärung.
„Der Staat allein kann nicht die alten, kranken und behinderten Menschen würdig versorgen. Wir brauchen die bürgerschaftlichen Initiativen der Vereinigungen und Vereine, wir brauchen die privaten Träger von Krankenhäusern und Kindergärten. Wir brauchen die Nachbarschaftshilfe. Der Staat allein kann keine Geborgenheit vermitteln, ohne die keiner von uns auf die Dauer leben kann. Die Stärkung der Familie, die Rückbesinnung auf Eigenverantwortung, die der Staat von seinen Bürgern fordern muß, die Sanierung von Staat und Wirtschaft, all dies muß zusammenkommen.“
Am 3. November 1981 auf dem Bundesparteitag der CDU in Hamburg.
„Wir erleben heute, daß wichtigste und bedeutsamste Erfahrungen unserer Existenz, Alter und Not, Krankheit und Tod, als unbequem abgeschoben und verdrängt werden. Trotz einer bei zahlreichen Spendenaktionen sichtbar werdenden Hilfsbereitschaft im Materiellen scheuen sich viele Mitbürger vor der inneren Auseinandersetzung und der persönlichen Begegnung mit dem Schicksal oder gar der Not des Mitmenschen. Die Art, wie wir in diesem reichen Lande mit unseren älteren Mitbürgern umgehen, ist dafür kennzeichnend. Die Art, wie wir uns in diesem reichen Lande weitgehend in eine Welt der Kinderfeindlichkeit begeben haben, ist dafür kennzeichnend. Die moderne Industriegesellschaft hat es mit sich gebracht - man muß sich ehrlich fragen, ob das so sein muß -, daß unser Leben an Unmittelbarkeit, an Überschaubarkeit, an Wärme und Menschlichkeit verloren hat. Die hoch technisierte Welt, die hoch bürokratisierte Schule, die allumfassende Daseinsvorsorge, die gepriesene Tendenz zur Freizeitgesellschaft, das alles entzieht der heranwachsenden Generation elementare Erfahrungen und auch ein Stück des Bewußtseins der eigenen Kraft.“
Am 3. November 1981 auf dem Bundesparteitag der CDU in Hamburg.
„Die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens - sie wird die Grundlage aller menschlichen Existenz bleiben - kommt nicht aus dem Computer und nicht aus den Verwaltungs- und Versorgungsbürokratien und schon gar nicht aus den ideologischen Lehrbüchern, sondern aus Wagnis, Pflichterfüllung und Arbeit, Scheitern und Neubeginn, aus der Suche des Menschen nach sich selbst und aus seiner Frage nach dem Woher und dem Wohin. Wir müssen die Welt, in der wir leben, kritisch betrachten. Ich finde es verständlich, wenn uns junge Leute fragen, ob das alles so sein muß. Sie haben ein Recht darauf, uns auf den Widerspruch zwischen Sein und Sollen, zwischen der Realität unserer Welt und den Werten hinzuweisen, nach denen wir vorgeben, sie gestalten zu wollen. Wer hat uns eigentlich gezwungen, in diesen Jahrzehnten Mammutkliniken und Schulfabriken zu bauen, wer hat uns gezwungen, hier und da Landschaften zu zersiedeln und Städte dem Diktat des Autoverkehrs zu unterwerfen und Häuser als Wohnmaschinen zu bauen? Die Antwort ist einfach: Nichts, niemand hat uns dazu gezwungen. Da gab es Fehler aus der Erfahrung der vergangenen Generation. Zwischen Rationalität und Menschlichkeit, zwischen Funktionalität und menschlichen Bedürfnissen wurde oft genug die falsche Entscheidung getroffen.
Ich finde es positiv, wenn junge Leute mit Nachdruck und mit Phantasie auf solche Fehlentwicklungen hinweisen.“
Am 3. November 1981 auf dem Bundesparteitag der CDU in Hamburg.
Wir müssen uns auf allen Seiten klarmachen, daß die Generationen eines Volkes eine Schicksalsgemeinschaft bilden, die niemand auflösen kann. Wir brauchen Toleranz und die Bereitschaft, einander zuzuhören. Wir brauchen das Bemühen um gegenseitiges Verständnis. Wir, die mittlere und die ältere Generation, sollten die Sorgen und die Fragen der Jungen ernst nehmen. Wir wollen nicht Recht behalten, nur weil wir älter sind. Aber wir müssen unseren Standpunkt klar vertreten, weil uns Erfahrung, Wissen und Verantwortung Autorität auferlegen. So wollen wir das Gespräch mit der jungen Generation führen.“
Am 3. November 1981 auf dem Bundesparteitag der CDU in Hamburg.
„Wir wollen eine Gesellschaft, in der die Menschen sich selbst etwas zutrauen und nicht auf den Staat warten. Wir wollen eine Gesellschaft, die sich ihrer Verantwortung für die Natur bewußt ist.“
Aus der Regierungserklärung am 13. Oktober 1982 vor dem Deutschen Bundestag in Bonn.
„Das soziale, das menschliche Klima in unserem Land muss uns genauso wichtig sein wie Luftreinhaltung und natürliche Umwelt.“
Auf dem 31. Bundesparteitag der CDU am 25. Mai 1983 in Köln.
„Wir wollen die humane Qualität unseres modernen Industriestaates bewahren und ihr neue Dimensionen eröffnen. (...) Die Menschen wollen eine überschaubare Lebensumwelt, und die Politik sollte ihnen dabei zur Seite stehen.“
Rede auf der Konferenz „Die Tagesordnung der Zukunft, humaner Fortschritt - sicheres Leben" der Konrad-Adenauer-Stiftung am 30. Mai 1986 in Berlin.