Aufbau Ost und Standort Deutschland

„Als ich vor fünf Jahren zum ersten Mal hier war, sah ich eine zum Teil dem Untergang geweihte Landschaft, die für viele keine Zukunft zu haben schien. Ich war im Gegenteil schon damals der Überzeugung, daß dies einer der besten Standorte im Deutschland des 21. Jahrhunderts sein werde. Die Stärke dieser Region sind ihre Menschen. Sie haben ihre technischen und handwerklichen Fähigkeiten, ihren Fleiß und Aufbauwillen in der wechselvollen Geschichte unseres Landes, geprägt durch Kriege, die Teilung Deutschlands und Neubeginn nach der Wiedervereinigung, immer wieder unter Beweis gestellt. Das Kraftwerk Schkopau liefert neue Schubkraft für den weiteren Aufbau Ost. Die feierliche Einweihung unterstreicht zugleich, daß der Aufbau einer leistungsfähigen Energieversorgung in Ostdeutschland in den vergangenen Jahren besonders erfolgreich verlaufen ist. Die Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe in die ostdeutsche Energiewirtschaft sind eine der Grundlagen für den Aufbau Ost.“

Rede anläßlich der feierlichen Einweihung des Braunkohle-Kraftwerks Schkopau am 16. Juli 1996.

„Nach fünf bewegten Jahren Aufbau Ost haben wir - bei allen Problemen des Alltags - gute Gründe, gelegentlich innezuhalten und uns mit Dankbarkeit an die Wiedervereinigung zu erinnern. Seitdem haben wir eine großartige Wegstrecke zurückgelegt. (...) Deutsche in Ost und West haben in den letzten fünf Jahren beherztes Engagement gezeigt. Die Menschen in den neuen Ländern haben unter oft schwierigsten Bedingungen den Aufbau Ost entscheidend unterstützt. Die Westdeutschen haben großartige Solidarität bewiesen. Von 1990 bis Ende 1995 werden netto rund 630 Milliarden DM aus öffentlichen Kassen in die neuen Länder geflossen sein.
Deutsche in Ost und West haben in den 40 Jahren des geteilten Deutschlands unterschiedlichste Lebenserfahrungen gemacht. Deshalb verdient die großartige menschliche Leistung der Ostdeutschen besonderen Respekt und Bewunderung. Entscheidend wird für die Zukunft sein, daß wir noch mehr Anerkennung für die Erfahrungen des anderen aufbringen und menschlich noch stärker zueinander finden.“

Rede beim Deutschen Handwerkstag am 1. Dezember 1995 in Cottbus.

„Und vor allem brauchten wir den Glauben an die Zukunft unseres Landes.“

Erinnerungen 1990-1994.

„Die größten Feinde unseres hart erarbeiteten Wohlstandes waren Besitzstandsdenken und mangelnde Bereitschaft, sich auf neue Bedingungen einzustellen. Nicht Anspruchsdenken, sondern mehr Leistungsbereitschaft und der Mut, Prioritäten zu setzen, waren erforderlich, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bestehen.“

Erinnerungen 1990-1994.

„Durch eine gemeinsame Anstrengung wird es uns gelingen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen schon bald wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt.
Natürlich fragen sich viele, was dieser beispiellose Vorgang für sie ganz persönlich bedeutet - für ihren Arbeitsplatz, ihre soziale Sicherheit, für ihre Familien. Ich nehme diese Sorgen sehr ernst. Ich bitte darum die Landsleute in der DDR: Ergreifen Sie die Chance, lassen Sie sich nicht durch die Schwierigkeiten des Übergangs, die niemand leugnen kann, beirren. Wenn Sie mit Zuversicht nach vorn blicken, wenn alle mit anpacken, werden Sie und wir es gemeinsam schaffen.
Für das große Ziel der Einheit unseres Vaterlands werden auch wir in der Bundesrepublik Opfer bringen müssen. Ein Volk, das dazu nicht bereit wäre, hätte seine moralische Kraft längst verloren. Die Deutschen in der Bundesrepublik rufe ich dazu auf, unseren Landsleuten in der DDR weiterhin zur Seite zu stehen.“

Fernsehansprache am 1. Juli 1990 anlässlich des Inkrafttretens der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion.