Deutsch-französische Freundschaft

„Eine meiner ersten außenpolitischen Amtshandlungen war es, im Oktober 1982 Präsident Mitterrand in Paris aufzusuchen, und wenig später konnte ich ihn zu den traditionellen deutsch-französischen Konsultationen in Bonn begrüßen. Wir sprachen damals auch über den Schicksalsort Verdun, dessen Name in das gemeinsame deutsch-französische Gedächtnis als Inbegriff für eine gemeinsame Tragödie eingegangen ist. François Mitterrand war dort 1940 als Soldat verwundet worden, wo mein eigener Vater im Ersten Weltkrieg die Schrecken des verderblichen Ringens erfahren hatte. Diese verbindende Erinnerung bewegte uns, und sie trug mit dazu bei, daß wir uns später am Douamont trafen und vor einem Sarg die Hände reichten, den die Fahnen Frankreichs und Deutschlands bedeckten. Wer konnte nicht das Wort von Charles Peguy auf neue Weise verstehen „Mutter, hier sind Deine Söhne, die so sehr gekämpft haben"? „Die Einigung Europas ist unser gemeinsames Ziel", erklärten damals François Mitterrand und ich in Verdun, „dafür arbeiten wir - im Geist der Brüderlichkeit." Die enge Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern haben wir von Anfang an als unerläßliche und unersetzliche Antriebskraft auf dem Weg zum vereinten Europa begriffen.“

Würdigung des aus dem Amt scheidenden Staatspräsidenten François Mitterrand in der Tageszeitung „Le Monde" vom 11. Mai 1995.

„Nach den Erfahrungen dieses Jahrhunderts steht für die überwältigende Mehrheit der Deutschen im freien Teil ihres Vaterlandes fest, dass das Bündnis mit den freien Völkern unwiderruflich ist und dass vor allem die enge Freundschaft mit Frankreich unserer Nation den Weg in eine gute, in eine friedliche Zukunft weist.
So wie Europa den notwendigen Rahmen für die deutsch-französische Aussöhnung bot, so war und ist diese Verständigung auch Voraussetzung, Grundlage und bleibender Antrieb für den europäischen Einigungsprozess.
Deutsche und Franzosen müssen gemeinsam den Kern einer Europäischen Union bilden - einer Union, die sich nicht einfach als gemeinsamer Markt begreift, sondern als Gemeinschaft von Werten einer freiheitlichen, rechts- und sozialstaatlichen Demokratie. (...)
Es lebe die deutsch-französische Freundschaft, es lebe Europa.“

Ansprache beim Festakt zum 25. Jahrestag des Deutsch-Französischen Vertrages am 22. Januar 1988 in Paris.

„Nur wenn Deutschland und Frankreich an einem Strang ziehen, werden wir die großen europäischen Herausforderungen und Zukunftsaufgaben, denen wir uns gut drei Jahre vor der Jahrtausendwende gegenübersehen, bewältigen.“

Beitrag zur französischen Wochenzeitung „Le Nouvel Observateur": Deutschland und Frankreich: Eine Partnerschaft für Europa, 28. November 1996.

„Diese Freundschaft ist im Laufe der Jahre zu einer Schicksalsgemeinschaft unserer beiden Völker geworden.
Das ist die Vollendung eines Traums, den die Besten in Deutschland und Frankreich geträumt haben, der in diesem militärischen Bild deutlich wurde: Freundschaft und Partnerschaft zwischen Deutschen und Franzosen!
Die Tatsache, dass die deutsch-französische Freundschaft nicht einfach von oben verordnet, sondern in den Herzen der Menschen verankert ist, stellt das größte Vertrauenskapital dar, das wir in all diesen Jahren aufgebaut haben. Dieses Kapital war eine wesentliche politische Grundlage für die Wiederherstellung der Deutschen Einheit mit Zustimmung aller unserer Nachbarn und Partner.
Europa braucht Frankreich und Deutschland als Kern und Motor für die Verwirklichung der Europäischen Union und eines vereinten Europas.“

Ansprache bei einem Festakt anlässlich des 30. Jahrestags der Unterzeichnung des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit in Anwesenheit des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland am 21. Januar 1993 in Bonn.

„Wir wollen die Partnerschaft und Freundschaft mit unseren amerikanischen und kanadischen Freunden, und wir wollen die europäische Integration, den Bau des Hauses Europa mit seinem Spezialkapitel der deutsch-französischen Freundschaft.“

Rede anlässlich der Festveranstaltung zum 50. Gründungsjubiläum der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer am 24.06.1997 in New York.