* geboren 01.03.1937
in
Königsberg/Ostpreußen
† gestorben 19.10.1999
in
Bonn
Dr. jur.
Parlamentarischer Staatssekretär, Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung, ev.
1945 | Vertreibung |
1957 | Abitur, Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Kiel und Freiburg/Br. |
1961 | Eintritt in die CDU |
1962 | Erstes juristisches Staatsexamen |
1963-1967 | Tätigkeit in der Bundesgeschäftsstelle der CDU |
1967-1971 | Persönlicher Referent des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Rainer Barzel |
1969-1975 | Mitglied im Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises, zuletzt Fraktionsvorsitzender |
1972-1973 | Bundesgeschäftsführer der CDU |
1974-1975 | Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung |
1976 | Promotion |
1976-1992 | MdB |
1979-1990 | Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen |
1982-1991 | Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister/der Bundesministerin für innerdeutsche Beziehungen |
1989-1997 | Vorsitzender der CDU Schleswig-Holstein |
1991-1992 | Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung |
1992-1997 | MdL Schleswig-Holstein |
1993-1999 | Vizepräsident der EVP |
1997-1999 | Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung |
Der 1937 in Königsberg/Ostpreußen als Sohn eines Arztehepaares geborene Ottfried Hennig gelangte nach der Vertreibung mit seiner Familie nach Flensburg, wo er 1957 das Abitur ablegte. Schon als Schüler hatte er begonnen, sich in der Jungen Union zu engagieren, deren Flensburger Kreisvorsitzender er 1962 wurde.
Nach dem Jurastudium in Freiburg/Br. und Kiel entschied sich Hennig trotz einer Assistententätigkeit am Lehrstuhl des renommierten Ostrechtlers Boris Meissner gegen eine akademische Karriere und begann 1963 seine Tätigkeit in der CDU-Bundesgeschäftsstelle in Bonn. Aufgrund von Differenzen zum damaligen Geschäftsführenden Vorsitzenden Josef Hermann Dufhues wurde er zunächst nicht Bundesgeschäftsführer, sondern mit der Leitung des Referats „Rundfunk und Fernsehen“ betraut.
Aus der Bundesgeschäftsstelle gelang ihm 1967 der Wechsel auf die Stelle des Persönlichen Referenten beim Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Rainer Barzel, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits als kommender Mann innerhalb der Union positioniert hatte. Schon zwei Jahre später zog Hennig als Medienexperte in den Verwaltungsrat des Deutschlandfunks ein. Der Vertraute Barzels wurde 1972 CDU-Bundesgeschäftsführer, ein Amt, das nach dem Wechsel im Parteivorsitz zu Helmut Kohl 1973 neu besetzt wurde.
In den folgenden beiden Jahren war Hennig als Projektgutachter erstmals für die internationale Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung tätig, bevor er 1976 in den Deutschen Bundestag einzog. Im selben Jahr wurde er an der Universität Köln mit einer juristischen Arbeit zur Präsenz des Bundes in Berlin promoviert. Als ehemaliger Ostpreuße engagierte er sich für die Belange der Vertriebenen und war ab 1979 Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen. Mit dem Beginn der Ära Kohl wurde er 1982 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen – unter dem Minister Rainer Barzel – und dann 1991/92 im Verteidigungsministerium. Sein Engagement in der Deutschlandpolitik machte einen Großteil seiner politischen Arbeit aus. Hennig war maßgeblich daran beteiligt, dass 1988 das Ziel der Wiedervereinigung im CDU-Parteiprogramm weiter klar benannt wurde. Nach der Wiedervereinigung 1990 zog er sich von seinem Sprecheramt für die Landsmannschaft zurück, da er im Bundestag für die völkerrechtliche Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze als deutsch-polnische Grenze des wiedervereinigten Deutschlands gestimmt hatte.
Nach der Barschel-Affäre 1987 unterzog sich Hennig 1989 als Landesvorsitzender der schwierigen Aufgabe, die CDU in Schleswig-Holstein neu aufzustellen. Er leitete eine umfangreiche Modernisierung der verunsicherten Partei unter dem selbstbewussten Motto „Wer, wenn nicht wir, und wann, wenn nicht jetzt“ ein. Zentrale Elemente seines Programms waren die Stärkung der Mitgliederrechte, die Verjüngung der Mandatsträger und die Steigerung des Frauenanteils in den Parteigremien. Trotz einiger Rückschläge gelang ihm eine glaubwürdige Reform des nördlichen Landesverbandes. 1993 und 1995 wurde er mit guten Ergebnissen als Landesvorsitzender bestätigt und er trat bei den Landtagswahlen 1992 und 1996 als Spitzenkandidat der Union an. Obwohl die Öffentlichkeit die Erneuerungsbestrebungen honorierte und Hennig die Wahlergebnisse für die CDU deutlich verbessern konnte (1996: 37,2%), blieb es ihm versagt, selbst schleswig-holsteinischer Ministerpräsident zu werden.
Am 23. April 1997 wurde er einstimmig zum Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung gewählt. Die Position war aus der Zusammenlegung der Ämter des Geschäftsführenden Direktors und des Hauptgeschäftsführers neu gebildet worden und sollte die Verwaltungsvorgänge straffen. Hennig verstärkte die Zusammenarbeit mit den anderen politischen Stiftungen und setzte notwendige Sparmaßnahmen um. Weitreichende Umstrukturierungsvorhaben, die auf eine Modernisierung der Arbeit der Hauptabteilungen zielten, konnte er noch einleiten. Aufgrund einer schweren Erkrankung zog sich Hennig Mitte Juni 1999 zurück, sein Nachfolger wurde Wilhelm Staudacher. Zur vorgesehenen Wahl zum Ehrenvorsitzenden der CDU Schleswig-Holstein kam es nicht mehr, da er seinem Leiden am 19. Oktober 1999 in Bonn erlag.