* geboren 23.07.1924
in
Celle
† gestorben 09.01.2003
in
Nienhof/Celle
Landwirtschaftsmeister, Minister, ev.
23.07.1924 | geboren in Celle, evangelisch |
1942-1945 | Kriegsdienst als Artillerieoffizier; landwirtschaftliche Meisterprüfung |
1942 | Eintritt in die NSDAP |
1955 | Übernahme des elterlichen Hofes in Nienhof |
1955 | Heirat mit Marianne Thiele, 2 Kinder |
1960 | Wahl zum Vorsitzenden der niedersächsischen Landjugend |
1961 | Eintritt in die CDU |
1962-1969 | Vorsitzender der deutschen Landjugend |
1963-1994 | MdL in Niedersachsen |
1965-1970 | niedersächsischer Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten |
1968-1990 | Vorsitzender der CDU in Niedersachsen |
1970-1976 | Vorsitzender der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag |
1976-1986 | niedersächsischer Minister für Bundesangelegenheiten |
1977 | Großes Bundesverdienstkreuz |
1978-1988 | Stellvertretender Ministerpräsident |
1984 | Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband |
1986-1988 | niedersächsischer Innenminister |
ab 1990 | Ehrenvorsitzender der CDU in Niedersachsen |
09.01.2003 | gestorben in Nienhof |
Der Name Wilfried Hasselmann ist untrennbar mit der Geschichte der CDU in Niedersachsen verbunden. Unter seiner Führung wurde die CDU in den 1970er Jahren zur großen Mitgliederpartei und übernahm 1976 die Regierungsverantwortung. Als Parteivorsitzender bildete er zusammen mit Ministerpräsident Ernst Albrecht ein legendäres Duo („Zwei an einer Deichsel“). Am 9. Januar 2003 starb das politische Urgestein.
Wilfried Hasselmann wurde am 23. Juli 1924 in Celle geboren. Seine Eltern bewirtschafteten einen Bauernhof in Nienhof bei Celle, der seit Jahrhunderten in Familienbesitz war. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Celle meldete sich Hasselmann 1942 freiwillig zur Wehrmacht. Als Artillerieoffizier nahm er bis 1945 am Zweiten Weltkrieg teil. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft kehrte er wieder nach Celle zurück und begann eine landwirtschaftliche Ausbildung, die er mit der Meisterprüfung abschloss. 1955 übernahm er den Betrieb in Nienhof und heiratete im gleichen Jahr Marianne Thiele. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Über seinen Onkel, den langjährigen Vizepräsidenten bzw. Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes, Edmund Rehwinkel, kam Hasselmann zur Politik. Seit 1950 engagierte er sich in der Deutschen Landjugend und eine Zeit lang war er persönlicher Referent seines Onkels. 1960 wurde Wilfried Hasselmann zum Vorsitzenden der Landjugend in Niedersachsen gewählt. Bereits zwei Jahre später übernahm er das Amt des Bundesvorsitzenden der Deutschen Landjugend, das er bis 1969 inne hatte. Bei der Landtagswahl 1963 zog Hasselmann, der erst 1961 in die CDU eingetreten war, auf Anhieb ins Parlament ein. Als Abgeordneter gehörte er 31 Jahre lang ohne Unterbrechung (1963-1994) dem Niedersächsischen Landtag an.
Als 1965 in Niedersachsen eine Große Koalition unter Ministerpräsident Georg Diederichs (SPD) gebildet wurde, übernahm Wilfried Hasselmann das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Auch nach der Landtagswahl 1967 blieb er im Amt. Im Jahr darauf verabschiedete die CDU in Niedersachsen nicht nur eine neue Satzung, sondern suchte auch nach einem neuen Vorsitzenden. Die Wahl fiel auf den jungen und populären Landwirtschaftsminister Hasselmann, der auf dem Parteitag 1968 in Hannover mit großer Mehrheit gewählt wurde. Bis 1990 - 22 Jahre lang - stand Wilfried Hasselmann danach an der Spitze der CDU in Niedersachsen, dem Dachverband der drei Landesverbände Hannover, Oldenburg und Braunschweig. Wie kein anderer verkörperte er in dieser Zeit die niedersächsische CDU. Ihm gelang es, aus der Honoratiorenpartei eine Mitgliederpartei zu machen, die 1982 mehr als 100.000 Mitglieder zählte. Mit Hasselmann als Spitzenkandidat ging die CDU in Niedersachsen in die Landtagswahl 1970. Mit dem Slogan „Jetzt ran! Hasselmann“ gewann die Partei 45,7% der Stimmen. Zur Übernahme der Landesregierung reichte es aber nicht. Stattdessen musste Hasselmann, den die CDU-Fraktion zum Vorsitzenden wählte, auf der Oppositionsbank Platz nehmen. Bei der Landtagswahl 1974 konnte die CDU zwar ihr Ergebnis auf 48,8% steigern, jedoch gewannen SPD und FDP zusammen einen Sitz mehr im Landtag. Resigniert verzichtete Hasselmann 1975 auf eine weitere Spitzenkandidatur und schlug stattdessen Ernst Albrecht vor. Albrecht war von Hasselmann 1969 von der EWG-Kommission in Brüssel nach Hannover geholt worden.
Als nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Alfred Kubel (SPD) 1976 ein neuer Ministerpräsident gewählt werden musste, kam es zur „Sensation von Hannover“. Nicht der von der Regierungskoalition aus SPD und FDP aufgestellt Kandidat gewann die erforderliche Mehrheit, sondern der Kandidat der CDU-Fraktion Ernst Albrecht. Albrecht bildete daraufhin eine Minderheitsregierung, in der Wilfried Hasselmann das Ministerium für Bundesangelegenheiten übernahm. Außerdem wurde er 1978 zum Stellvertreter des Ministerpräsidenten ernannt. Albrecht und Hasselmann verband nicht nur eine enge Freundschaft, sondern sie praktizierten auch eine perfekte Arbeitsteilung: Der volksnahe Parteivorsitzende auf der einen und der eher distanzierte Staatsmann auf der anderen Seite. Bei den Landtagswahlen 1978 und 1982 wurde die Regierung Albrecht eindrucksvoll bestätigt. Auch nach der Wahl 1986 konnte die CDU zusammen mit der FDP weiter die Regierung stellen. Durch die ständigen Angriffe der SPD-Opposition unter Gerhard Schröder sowie der Medien geriet die CDU/FDP-Koalition jedoch unter Druck. Insbesondere Wilfried Hasselmann, der 1986 das Innenministerium übernommen hatte, stand häufig im Kreuzfeuer. Im Zuge der „Spielbankenaffäre“ konnte ihm eine Falschaussage vor dem Untersuchungsausschuss des Landtages nachgewiesen werden. Daraufhin trat er im Oktober 1988 als Innenminister zurück. Als die CDU die Landtagswahl 1990 verlor, legte Hasselmann auch den Vorsitz der CDU in Niedersachsen nieder. Auf dem Landesparteitag 1990 in Hannover wurde er jedoch zum Ehrenvorsitzenden gewählt.
Nach 1990 zog sich Hasselmann aber keineswegs aus der Politik zurück. Bis 1994 gehörte er noch dem Landtag an. Als Ehrenvorsitzender seiner Partei nahm er weiter an allen wichtigen Sitzungen teil und war als Wahlkämpfer sehr gefragt. Insbesondere engagierte er sich beim Aufbau der CDU in Sachsen-Anhalt, dem Partnerland Niedersachsens. Daneben blieb dem passionierten Jäger nun auch mehr Zeit für sein Hobby sowie für die von ihm gegründete Polizeistiftung Niedersachsen. Mit Rat und Tat unterstützte Hasselmann die inhaltliche und personelle Erneuerung der CDU in Niedersachsen unter Christian Wulff. Trotz seiner Krebserkrankung übernahm er auch im Landtagswahlkampf 2003 wieder Termine. Am 9. Januar 2003 starb Wilfried Hasselmann in Nienhof. Zur offiziellen Trauerfeier kamen über 1000 Menschen nach Celle, darunter Ministerpräsident Siegmar Gabriel (SPD), der ehemalige Ministerpräsident Ernst Albrecht, die CDU-Vorsitzende Angela Merkel und der Vorsitzende der CDU in Niedersachsen Christian Wulff. Zu Ehren des Verstorbenen wurde die CDU-Geschäftsstelle in Hannover in Wilfried-Hasselmann-Haus umbenannt.