17. April 1996

Ansprache anlässlich der Ankunft der zurückkehrenden Soldaten des ersten Kontingents der Bundeswehr für die Internationale Friedenstruppe auf dem Flughafen Köln/Bonn

 

Soldaten!

Ich heiße Sie, die Angehörigen des ersten Truppenkontingents unserer Bundeswehr im ehemaligen Jugoslawien, sehr herzlich in der Heimat willkommen. Ich freue mich mit Ihnen allen, vor allem mit Ihren Frauen, Kindern und Freunden, über Ihre gute und glückliche Rückkehr.

Sie haben allen Grund, gemeinsam mit Ihren Kameraden von Luftwaffe und Marine stolz auf Ihre Arbeit zu sein. Sie alle haben Hervorragendes geleistet ­ bei den Einsätzen unserer Flugzeuge, auf unseren Schiffen in der Adria und beim Landeinsatz. Durch Ihren Einsatz haben Sie ganz wesentlich dazu beigetragen, daß der Frieden für die Menschen in dieser leidgeprüften Region ein Stück nähergerückt ist. Dafür gebührt Ihnen allen unser besonderer Dank und unsere Anerkennung. Dies gilt auch für Ihre Kameraden, die zur Zeit noch im ehemaligen Jugoslawien ihren Dienst tun oder die sich hier in Deutschland auf ihren Einsatz dort vorbereiten.

Auch Ihre Familienangehörigen ­ die Ehegatten und Kinder, die Väter und Mütter ­ haben mit ihrer Unterstützung zum guten Gelingen des Einsatzes beigetragen. Hinter Ihnen allen, den Soldaten und ihren Angehörigen, liegt eine Zeit, die sicher nicht leicht gewesen ist. Sie haben die Arbeit im Alltag und die Trennung im Herzen gemeistert. Mit den neu eingerichteten Familienbetreuungszentren der Bundeswehr haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten versucht, den Angehörigen konkrete Hilfe für diese mitunter schwierige Wegstrecke anzubieten.

Soldaten! Ich weiß, was dieser Einsatz Ihnen allen abverlangt hat. Wer sich nach vier Jahren eines schrecklichen Krieges an der militärischen Absicherung des Friedens beteiligt, setzt sich auch ­ das darf niemand vergessen ­ Gefahren für Leib und Leben aus. Wer, wie Sie alle, bereit war, dies in Kauf zu nehmen, um dem Frieden eine Chance zu geben, gibt Beispiel für viele.

Sie alle ­ ob Wehrpflichtige, Zeit- oder Berufssoldaten ­ sollen wissen, daß die große Mehrheit unseres Volkes hinter der Friedenskommission im früheren Jugoslawien steht. Unser Land beteiligt sich gemeinsam mit seinen Partnern und Verbündeten auch an der Hilfe zum Wiederaufbau. Damit wollen wir zugleich die Voraussetzungen für die Rückkehr von vielen Hunderttausenden von Flüchtlingen aus unserem Land in ihre Heimat schaffen. Dies ist nicht zuletzt auch ein Akt der Menschlichkeit.

Gemeinsam mit unseren Verbündeten wollen wir den Menschen im früheren Jugoslawien den Glauben an eine bessere Zukunft, an ein Leben in Frieden zurückgeben. Leid und Elend der Menschen in Bosnien müssen ein Ende haben. Auf Dauer kann es Frieden in Europa nur geben, wenn alle Menschen in Europa friedlich zusammenleben. Frieden ist unteilbar. Wir alle hoffen und wünschen, daß das, was jetzt in Bosnien getan wird ­ nicht zuletzt auch durch Ihre Unterstützung ­ die Voraussetzung dafür schafft, daß Frieden und Freiheit, Stabilität und Wohlstand auf Dauer allen Menschen dort zuteil wird.

Dabei geht es vor allem auch um die Zukunft der jungen Generation dort. Wir wollen, daß auch die jungen Menschen dort in einem Europa leben, in dem Krieg und Zerstörung keinen Platz haben und in dem Menschen niemals mehr aus ihrer Heimat vertrieben werden. Es geht um die gemeinsame friedliche Zukunft. Ich wünsche Ihnen allen für Ihren weiteren Lebensweg Glück, Gesundheit und Gottes Segen!

Quelle: Bulletin der Bundesregierung. Nr. 33. 29. April 1996.